Phaedrus 5,2

Latein

Duo Milites et Latro

(1) Duo cum incidissent in latronem milites,
unus profugit, alter autem restitit
et uindicauit sese forti dextera.
(2) Latrone excusso timidus accurrit comes
stringitque gladium, dein reiecta paenula
"Cedo" inquit "illum; iam curabo sentiat quos attemptarit."

(3) Tunc qui depugnauerat:
"Vellem istis uerbis saltem adiuuisses modo;
constantior fuissem uera existimans.
(4) Nunc conde ferrum et linguam pariter futilem.
(5) Ut possis alios ignorantes fallere,
ego, qui sum expertus quantis fugias uiribus,
scio quam uirtuti non sit credendum tuae."
(6) Illi adsignari debet haec narratio,
qui re secunda fortis est, dubia fugax.

Deutsch

Die zwei Soldaten und der Räuber
(1) Als zwei Soldaten auf einen Räuber gestoßen waren, floh einer, der andere aber hielt stand und rettete sich mit seiner starken Rechten.

(2) Nachdem der Räuber beseitigt worden ist, kommt der ängstliche Gefährte herangelaufen, zieht sein Schwert, wirft seinen Mantel weg und sagt:

"Her mit jenem; ich werde mich schon darum kümmern; er soll spüren, welche er angegriffen hat."

(3) Darauf der, der ihn besiegt hatte:

"Ich wünschte, du hättest mir eben wenigstens mit diesen Worten geholfen; als wahr erachtend, wäre ich standhafter gewesen.

(4) Nun stecke dein Schwert und ebenfalls deine prahlerische Zunge weg.

(5) Du könntest andere, die dich nicht kennen, täuschen; ich, der ich erfahren habe, mit welcher Kraft du fliehst, weiß, wie sehr man sich auf deine Tapferkeit nicht verlassen darf."

(6) Diese Erzählung muss jenem zugewiesen werden, der in einer glücklichen (bekannten/sicheren) Situation tapfer und in einer unsicheren feige ist.