Phaedrus 5,1

Latein

Demetrius Rex et Menander Poeta

(1) Demetrius rex, qui Phalereus dictus est,
Athenas occupauit imperio improbo.
(2) Ut mos est uulgi, passim et certatim ruit;
"Feliciter!" succlamant.

(3) Ipsi principes illam osculantur qua sunt oppressi manum,
tacite gementes tristem fortunae uicem.
(4) Quin etiam resides et sequentes otium,
ne defuisse noceat, repunt ultimi;
in quis Menander, nobilis comoediis,
quas ipsum ignorans legerat Demetrius
et admiratus fuerat ingenium uiri,
unguento delibutus, uestitu fluens,
ueniebat gressu delicato et languido.
(5) Hunc ubi tyrannus uidit extremo agmine:
"Quisnam cinaedus ille in conspectu meo
audet ceuere?"

(6) Responderunt proximi:
"Hic est Menander scriptor."

(7) Mutatus statim
"Homo" inquit "fieri non potest formosior."

 

Deutsch

Der König Demetrius und der Dichter Menander
(1) König Demetrius, der auch Phalereus genannt wurde, besetzte mit ruchloser Macht Athen.

(2) Wie es der Brauch der Menge ist, strömt sie von überall und um die Wette herbei; "Glück auf!" rufen sie.

(3) Selbst die führenden Männer küssen jene Hand, durch die sie niedergedrückt worden sind, seufzen schweigend über den Wechsel des Schicksals.

(4) Ja sogar die Müßigen (Faulenzerischen) und die der Ruhe Folgenden, damit es nicht schaden möge, abwesend gewesen zu sein, schleichen als Letzte herbei;

unter ihnen Menander, durch seine Komödien berühmt,

welche Demetrius, ihn selbst nicht kennend, gelesen hatte

und die Begabung des Mannes bewundert hatte;

dieser kam mit Salböl benetzt, mit wallendem Gewand und mit elegantem und lässigem Schritt.

(5) Sobald der Tyrann diesen im letzten Zug sah, sprach er:

"Wer ist denn jener Weichling, der es wagt, in mein Blickfeld zu treten?"

(6) Die Nächsten sagten:

"Dies ist Menander, der Dichter."

(7) Verwandelt sagte er sofort:

"Ein Mensch kann schöner erscheinen."