Phaedrus 4,4

Latein

Equus et Aper

(1) Equus sedare solitus quo fuerat sitim,
dum sese aper uolutat turbauit uadum.
(2) Hinc orta lis est.

(3) Sonipes, iratus fero,
auxilium petiit hominis; quem dorso leuans
rediit ad hostem laetus.

(4) Hunc telis eques postquam interfecit, sic locutus traditur:
"Laetor tulisse auxilium me precibus tuis;
nam praedam cepi et didici quam sis utilis."
(5) Atque ita coegit frenos inuitum pati.
(6) Tum maestus ille: "Paruae uindictam rei
dum quaero demens, seruitutem repperi."
(7) Haec iracundos admonebit fabula inpune potius laedi quam dedi alteri.

Deutsch

Das Pferd und der Eber 
(1) Dort, wo ein Pferd es gewohnt war, den Durst zu stillen, trübte ein Eber das Gewässer, während er sich hin und her wälzte.

(2) Daraus entstand ein Zank.

(3) Das Pferd, erzürnt über das wilde Tier, ersuchte die Hilfe eines Menschen; diesen hob es auf den Rücken und kehrte heiter zum Feind zurück.

(4) Es heißt, dass, nachdem der Reiter diesen mit seinem Speer getötet hatte, er so gesprochen habe: "Ich freue mich, dass durch deine Bitten Hilfe gebracht habe; denn ich habe Beute gemacht und gelernt, wie nützlich du bist."

(5) Und so zwang er es, wider Willen die Zügel zu erdulden.

(6) Darauf das Pferd betrübt: "Während ich für eine kleine Sache töricht Rache suchte, erfuhr ich die Knechtschaft.“

(7) Diese Fabel wird zornige Menschen ermahnen, eher ungestraft verletzt zu werden als sich einem anderen auszuliefern.