Phaedrus 4,21

Latein

Vulpis et Draco

(1) Vulpes cubile fodiens dum terram eruit
agitque pluris altius cuniculos,
peruenit ad draconis speluncam ultimam,
custodiebat qui thesauros abditos.
(2) Hunc simul aspexit:

"Oro ut inprudentiae des primum ueniam; deinde si pulchre uides
quam non conueniens aurum sit uitae meae,
respondeas clementer:

(3) quem fructum capis
hoc ex labore, quodue tantum est praemium
ut careas somno et aeuum in tenebris exigas?"
(4) "Nullum" inquit ille, "uerum hoc ab summo mihi
Ioue adtributum est."

(5) "Ergo nec sumis tibi nec ulli donas quidquam?"

(6) "Sic Fatis placet."
(7) "Nolo irascaris, libere si dixero:
dis est iratis natus qui est similis tibi."
(8) Abiturus illuc quo priores abierunt,
quid mente caeca miserum torques spiritum?
(9) Tibi dico, auare, gaudium heredis tui,
qui ture superos, ipsum te fraudas cibo,
qui tristis audis musicum citharae sonum,
quem tibiarum macerat iucunditas,
obsoniorum pretia cui gemitum exprimunt,
qui dum quadrantes aggeras patrimonio
caelum fatigas sordido periurio,
qui circumcidis omnem inpensam funeris,
Libitina ne quid de tuo faciat lucri.

Deutsch

Der Fuchs und der Drache
(1) Während ein Fuchs, sich ein Lager wühlend, die Erde umgrub und sich tiefer mehrere Gänge schaffte, gelangte er an den Höhlenrand eines Drachen, der seine verborgenen Schätze bewachte.

(2) Sobald er diesen erblickte, sagte er:

"Ich bitte darum, dass du mir zuerst für meine Unachtsamkeit verzeihst; dann dafür, wenn du recht erkennst, wie wenig das Gold zu meinem Leben passt, und du mögest mir nachsichtig antworten:

(3) Welchen Nutzen ziehst du aus dieser Arbeit, oder wie groß ist dein Lohn, dass du des Schlafs entbehrst und dein Leben in der Finsternis verbringst?"

(4) Jener sprach: "Keinen, aber dies ist mir vom hohen Jupiter zugewiesen worden."

(5) Fuchs: "Also nimmst du weder für dich etwas noch gibst du was einem anderen?“

(6) Drache: "So gefällt es dem Schicksal."

(7) Fuchs: "Werde nicht zornig, wenn ich frei spreche: Bei zornigen Göttern wurde geboren, wer dir ähnlich ist."

(8) Weil du dorthin gehst, wohin die früheren Menschen gegangen sind, was quälst du mit blindem Sinn deinen armen Geist?

(9) Ich spreche zu dir, Geizhals, Freude deines Erben,

der du die Götter um das Weihrauch und dich selbst um die Speise betrügst,

der du traurig den musikalischen Klang der Leier hörst,

den der Frohsinn von Flöten quält,

dem die Preise der Beilagen ein Stöhnen abringen,

der du, während du für das Erbe Groschen anhäufst, den Himmel mit verächtlichem Meineid heimsuchst,

der du die ganzen Kosten der Bestattung verminderst, damit die Leichengöttin an dir keinen Gewinn macht.