Phaedrus 4,11

Latein

Fur et Lucerna

(1) Lucernam fur accendit ex ara Iouis
ipsumque compilauit ad lumen suum.
(2) Onustus qui sacrilegio cum discederet,
repente uocem sancta misit Religio:
"Malorum quamuis ista fuerint munera
mihique inuisa, ut non offendar subripi,
tamen, sceleste, spiritu culpam lues,
olim cum adscriptus uenerit poenae dies.
(3) Sed ne ignis noster facinori praeluceat,
per quem uerendos excolit pietas deos,
ueto esse tale luminis commercium."
(4) Itaque hodie nec lucernam de flamma deum
nec de lucerna fas est accendi sacrum.
(5) Quot res contineat hoc argumentum utiles
non explicabit alius quam qui repperit.
(6) Significat primum saepe quos ipse alueris
tibi inueniri maxime contrarios;
(7) secundum ostendit scelera non ira deum,
Fatorum dicto sed puniri tempore;
(8) nouissime interdicit ne cum melefico
usum bonus consociet ullius rei.

Deutsch

Der Dieb und die Lampe
(1) Ein Dieb entzündete vom Altar des Jupiter seine Lampe und bestahl ihn selbst bei seinem eigenen Licht.

(2) Als dieser, mit Tempelraub beladen, weg ging, erhob das Heiligtum plötzlich seine Stimme:

"Auch wenn diese Gaben von bösen Menschen waren und mir verhasst, so dass ich nicht gekränkt werde, dass sie geraubt werden, wirst du dennoch, du Verbrecher, die Schuld mit deinem Leben büßen, wenn einst der festgesetzte Tag der Rache kommt.

(3) Damit aber nicht einem Frevel unser Feuer leuchte, durch das die Frömmigkeit die verehrungswürdigen Götter ehrt, verbiete ich, dass es einen solchen Handel des Lichtes gibt."

(4) Deshalb ist es heute Gesetz, dass weder die Lampe von der Flamme der Götter noch das Opfer von der Lampe angezündet wird. (5) Wie viele nützliche Dinge diese Fabel enthält, wird kein anderer erklären als der, der sie erfand.

(6) Zuerst zeigt sie, dass häufig die, die du selbst nährst, sich für dich besonders als Widersacher herausstellen werden;

(7) zweitens zeigt sie, das Verbrechen nicht durch den Zorn der Götter, sondern mit der Zeit durch den Spruch des Schicksal bestraft werden;

(8) zuletzt verbietet sie, dass ein guter Mann die Notwendigkeit irgendeiner Angelegenheit mit einem Bösewicht gemeinsam macht.