Phaedrus 3,18

Latein

Pauo ad Iunonem de uoce sua

(1) Pauo ad Iunonem uenit, indigne ferens
cantus luscinii quod sibi non tribuerit;
illum esse cunctis auribus mirabilem,
se derideri simul ac uocem miserit.
(2) Tunc consolandi gratia dixit dea:
(3) "Sed forma uincis, uincis magnitudine;
nitor smaragdi collo praefulget tuo,
pictisque plumis gemmeam caudam explicas."
(4) "Quo mi" inquit "mutam speciem si uincor sono?"
(5) "Fatorum arbitrio partes sunt uobis datae;
tibi forma, uires aquilae, luscinio melos,
augurium coruo, laeua cornici omina;
omnesque propriis sunt contentae dotibus.
(6) Noli adfectare quod tibi non est datum,
delusa ne spes ad querelam reccidat."

Deutsch

Der Pfau zu Juno über seine Stimme 
(1) Ein Pfau kam zu Juno und war darüber empört, dass sie ihm nicht den Gesang der Nachtigall geschenkt hat; jene sei für allen Ohren bewundernswert und ihn verspotte man, sobald er seine Stimme erhebe.

(2) Darauf sagte die Göttin, um ihm Trost zu spenden:

(3) „Aber du übertriffst ihn an Schönheit, du übertriffst ihn an Größe; an deinem Hals glänzt der Schimmer eines Smaragds und mit deinen bunten Federn entfaltest du einen schimmernden Schweif."

(4) Er antwortete: „Was hilft mir die stumme Schönheit, wenn ich im Klang übertroffen werde?"

(5) „Durch das Urteil des Schicksals sind euch eure Teile gegeben worden; dir die Schönheit, dem Adler die Kraft, der Nachtigall der Gesang, dem Raben die Weissagung und der Krähe die ungünstigen Vorzeichen; und alle sind mit ihren eigenen Gaben zufrieden."

(6) Strebe nicht nach etwas, was dir nicht gegeben ist, damit getäuschte Hoffnung nicht zur Klage zurückfällt."