Phaedrus 2,9

Latein

Auctor

(1) Aesopi ingenio statuam posuere Attici,
servumque collocarunt aeterna in basi,
patere honoris scirent ut cuncti viam
nec generi tribui sed virtuti gloriam.
(2) Quoniam occuparat alter ut primus foret,
ne solus esset, studui, quod superfuit.
(3) Nec haec invidia, verum est aemulatio.
(4) Quodsi labori faverit Latium meo,
plures habebit quos opponat Graeciae.
(5) Si Livor obtrectare curam voluerit,
non tamen eripiet laudis conscientiam.
(6) Si nostrum studium ad aures pervenit tuas,
et arte fictas animus sentit fabulas,
omnem querellam submovet felicitas.
(7) Sin autem rabulis doctus occurrit labor,
sinistra quos in lucem natura extulit,
nec quidquam possunt nisi meliores carpere,
fatale exilium corde durato feram,
donec Fortunam criminis pudeat sui.

Deutsch

Der Dichter
(1) Die Athener haben der Begabung Äsops ein Denkmal errichtet, haben den Sklaven in einem ewig währenden Bau aufgestellt, dass alle wissen, dass der Weg der Ehre offenstehe und nicht dem Geschlecht, sondern der Leistung Ruhm zugewiesen werde.

(2) Weil ja ein anderer den ersten Platz besetzt hatte, bemühte ich mich um das, was übrig war, damit er nicht der einzige wäre.

(3) Dies ist nicht Neid, sondern Ehrgeiz.

(4) Wenn aber Latium meiner Arbeit gewogen ist, wird es mehrere haben, welche Griechenland gegenüberstehen.

(5) Wenn Missgunst den Verdienst meiner Sorgfalt verkleinern will, wird sie dennoch nicht das Bewusstsein um meinen Ruhm entreißen.

(6) Falls meine Arbeit zu deinen Ohren gelangt und der Geist die durch Kunstfertigkeit erfundenen Fabeln wahrnimmt, entfernt das Glück jede Klage.

(7) Wenn meine gelehrte Arbeit aber den Rabulisten begegnet, welche die Natur böswillig ans Licht brachte, und die nichts können, außer die Guten zu zerpflücken, werde ich diese schicksalhafte Verbannung mit standhaftem Herzen ertragen, bis Fortuna sich ihres Vergehens schämt.