Phaedrus 2,5

Latein

Tib. Caesar ad Atriensem

(1) Est ardalionum quaedam Romae natio,
trepide concursans, occupata in otio,
gratis anhelans, multa agendo nil agens,
sibi molesta et aliis odiosissima.
(2) Hanc emendare, si tamen possum, volo
vera fabella; pretium est operae attendere.

(3) Caesar Tiberius cum petens Neapolim
in Misenensem villam venisset suam,
quae, monte summo posita Luculli manu,
prospectat Siculum et respicit Tuscum mare,
ex alte cinctis unus atriensibus,
cui tunica ab umeris linteo Pelusio
erat destricta, cirris dependentibus,
perambulante laeta domino viridia,
alveolo coepit ligneo conspargere
humum aestuantem, iactans come officiolum:
(4) Sed deridetur.

(5) Inde notis flexibus praecurrit alium in xystum, sedans pulverem.
(6) Agnoscit hominem Caesar, remque intellegit: "Heus!" inquit dominus.

(7) Ille enimvero adsilit, donationis alacer certae gaudio.
(8) Tum sic iocata est tanta maiestas ducis: "Non multum egisti et opera nequiquam perit; multo maioris alapae mecum veneunt".

Deutsch

Kaiser Tiberius zu seinem Hausdiener 
(1) In Rom gibt es einen gewissen Menschenschlag von geschäftig tuender Nichtstuer, ratlos hin und her laufend, beschäftigt in der Muße, umsonst keuchend, durch Vielgeschäftigkeit nichts bewirkend, ist man sich und den anderen lästig und sehr verhasst.

(2) Diesen will ich mit dieser wahren Fabel läutern, wenn ich es bei alledem kann; hinzuhören ist die Mühe wert.
(3) Kaiser Tiberius kam, als er auf dem Weg nach Neapel war, zu seinem Landhaus in Misenum; dieses, oben auf einem Berg von Lucullus´ Hand erbaut, blickt voraus nach Sizilien und hinter sich zum Tyrrhenischen Meer;

einer von den hochgeschürzten Hausdienern, dessen Tunika aus Leinen aus Pelusium von den Schultern abwärts gestriegelt war, mit herabhängenden Fransen, begann, während sein Herr fröhlich über das Grün spazierte, den heiß werdenden Boden aus hölzerner Schüssel zu besprengen, sich zuvorkommend und diensteifrig gebend:

(4) Aber er wird ausgelacht.

(5) Darauf eilt er auf ihm bekannten Wegen zu einer anderen Terrasse voraus und beseitigt den Staub.

(6) Der Kaiser erkennt die Absicht: "Hallo!" sagt der Herr.

(7) Jener stürmt wahrhaftig heran, begeistert über die Freude einer sicheren Gabe.

(8) Dann scherzte des Kaisers so erhabene Majestät so: "Du hast nicht viel getan und deine Mühe ist umsonst; bei mir werden Ohrfeigen viel teurer verkauft."