Phaedrus 1,3

Latein

Graculus superbus et Pavo

(1) Ne gloriari libeat alienis bonis,
suoque potius habitu vitam degere,
Aesopus nobis hoc exemplum prodidit.
(2) Tumens (PPA) inani graculus superbia
pinnas, pavoni quae deciderant, sustulit, seque exornavit.

(3) Deinde, contemnens (PPA) suos
immiscet se ut pavonum formoso gregi
illi impudenti pinnas eripiunt avi,
fugantque rostris.

(4) Male mulcatus graculus
redire maerens coepit ad proprium genus,
a quo repulsus tristem sustinuit notam.
(5) Tum quidam ex illis quos prius despexerat
"Contentus nostris si fuisses sedibus
et quod Natura dederat voluisses pati,
nec illam expertus esses contumeliam
nec hanc repulsam tua sentiret calamitas".

Deutsch

Die stolze Krähe und der Pfau 
(1) Damit es nicht beliebt, sich mit fremdem Besitz zu rühmen und das Leben lieber mit seinem Äußeren zu verbringen, hat Aesop uns dieses Beispiel überliefert.

(2) Die von eitlem Stolz aufgablasene Krähe hob die Federn auf, die dem Pfau heruntergefallen waren, und schmückte sich (damit).

(3) Darauf verachtet sie die Ihren, und als sie sich unter die ansehnliche Schar der Pfauen mischt, entreißen jene dem unverschämten Vogel die Federn und verjagen ihn mit ihren Schnäbeln.

(4) Die übel zugerichtete Krähe begann traurig zur eigenen Art zurückzukehren, von der sie vertrieben wurde und unfreundliche Beschimpfung auf sich nahm.

(5) Dann sagte eine von jenen, die sie vorher verachtet hatte: „Wenn du mit unserem Platz zufrieden gewesen wärst und du ertragen hättest, was die Natur gegeben hatte, hättest du weder jene Schande erfahren noch hätte dein Unglück diese Abweisung gespürt.“