Phaeton 1

Latein

(1) Templa tenet fuit huic animis aequalis et annis               750
Sole satus Phaethon, quem quondam magna loquentem
nec sibi cedentem Phoeboque parente superbum
non tulit Inachides „matri“ que ait „omnia demens
credis et es tumidus genitoris imagine falsi.“
(2) Erubuit Phaethon iramque pudore repressit               755
et tulit ad Clymenen Epaphi convicia matrem
„quo“ que „magis doleas, genetrix“ ait, „ille ego liber,    
ille ferox tacui!

(3) Pudet haec opprobria nobis
et dici potuisse et non potuisse refelli.
(4) At tu, si modo sum caelesti stirpe creatus,               760
ede notam tanti generis meque adsere caelo!“
(5) Dixit et inplicuit materno bracchia collo
perque suum Meropisque caput taedasque sororum
traderet oravit veri sibi signa parentis.
(6) Ambiguum Clymene precibus Phaethontis an ira               765
mota magis dicti sibi criminis utraque caelo
bracchia porrexit spectansque ad lumina solis
„per iubar hoc“ inquit „radiis insigne coruscis,
nate, tibi iuro, quod nos auditque videtque,
hoc te, quem spectas, hoc te, qui temperat orbem,               770
Sole satum; si ficta loquor, neget ipse videndum
se mihi, sitque oculis lux ista novissima nostris!
(7) Nec longus labor est patrios tibi nosse penates.
(8) Unde oritur, domus est terrae contermina nostrae:
si modo fert animus, gradere et scitabere ab ipso!“             775
emicat extemplo laetus post talia matris
dicta suae Phaethon et concipit aethera mente
Aethiopasque suos positosque sub ignibus Indos
sidereis transit patriosque adit inpiger ortus. 

Deutsch

(1) Diesem gleich an Gesinnung und Jahren war der Sohn des Sonnengottes, Phaeton, als dieser einmal großspurig sprach, ihm nicht nachstehen wollte und stolz auf Phoebus als Vater war, ertrug es der Enkel des Inachus nicht und sagte: „Du Törichter glaubst deiner Mutter alles und bist aufgeblasen aufgrund des Bildes eines falschen Vaters.“

(2) Phaeton errötete, unterdrückte seinen Zorn mit Schamgefühl und trug die Schmähungen des Epaphus zu seiner Mutter Clymene: „Damit du umso mehr Schmerz empfindest, Mutter,“, sprach er, „ich, jener Freie, jener trotzige habe geschwiegen!

(3) Es beschämt, dass diese Beschimpfungen gegen uns sowohl gesagt werden konnten als auch nicht widerlegt werden konnten.

(4) Aber du, sofern ich nur himmlischen Ursprungs bin, beweise mir die so hohe Abkunft und eigne mich dem Himmel an!“

(5) Er sprach es, schlang die Arme um den mütterliche Hals und bat bei seinem und dem Haupt des Merops sowie bei den Hochzeitsfackeln der Schwestern, ihm Beweise des wahren Vaters zu geben.

(6) Clymene, zweifelhaft, ob durch die Bitten des Phaeton oder mehr vom Zorn über den ihr gemachten Vorwurf bewegt, streckte beide Arme zum Himmel, blickte zum Licht der Sonne und sprach: „Bei diesem glänzenden Licht, kenntlich durch blitzende Strahlen, das uns hört und sieht, Sohn, schwöre ich dir, dass du von diesem Sonnengott, den du siehst, von diesem, der den Erdkreis lenkt, gezeugt wurdest, wenn ich Erdachtes spreche, soll er selbst sich weigern, dass er von mir gesehen werden darf, und dieser Tag soll für meine Augen der letzte sein!

(7) Auch ist es keine lange Mühe für dich, das väterliche Heim kennen zulernen.

(8) Das Heim, von wo er aufgeht, ist unserer Landschaft benachbart: Wenn dein Verlangen dich trägt, geh, und du kannst es von ihm selbst erfragen!“ Nach solchen Worten seiner Mutter springt Phaeton sofort froh hinaus, nimmt den Äther im Geiste auf, geht an seinen Äthiopiern und an den unter den Strahlen der Sonne gelegenen Indern vorbei und geht unverdrossen zum väterlichen Aufgang.