Carmen 6

Latein

ad Flavium

(1) Flavi, delicias tuas Catullo,
ni sint illepidae atque inelegantes,
velles dicere nec tacere posses.
(2) verum nescio quid febriculosi
scorti diligis: hoc pudet fateri.
(3) nam te non viduas iacere noctes
nequiquam tacitum cubile clamat
sertis ac Syrio fragrans olivo,
pulvinusque peraeque et hic et ille
attritus, tremulique quassa lecti
argutatio inambulatioque.
(4) nam inista prevalet nihil tacere.
(5) cur?

(6) on tam latera ecfututa pandas,
ni tu quid facias ineptiarum.
(7) quare, quidquid habes boni malique,
dic nobis. volo te ac tuos amores
ad caelum lepido vocare versu. 

Deutsch

(1) Wenn dein Liebling, Flavius, nicht unfein und unästhetisch wäre, würdest du es Catull sagen wollen, und du könntest nicht schweigen. (2) In der Tat liebst du irgendetwas
an diesem fiebrigen Schätzchen: Dies einzugestehen, ist beschämend.
(3) Denn dein Bett schreit, dass du, vergeblich schweigsam, nicht einsame Nächte lang daliegst: Es duftet nach Blumengewinden
und syrischem Öl, das Kissen, dieses und jenes,
wurde völlig gleich abgenutzt, und dazu das Knarren
und Schwanken des durch die Erschütterung bebenden Lagers.
(4) Es bringt nämlich nichts, dies zu verschweigen.
(5) Warum?

(6) Du würdest deine durch Unzucht erschöpften Hüften
nicht auf diese Weise ausbreiten, wenn du nicht so einen Unsinn
machen würdest.

(7) Deshalb sag uns, was auch immer du Gutes
oder Schlechtes hast. Ich will dich und deine Liebe
mit einem anmutigen Vers zum Himmel rufen.