Carmen 3

Latein

fletus passeris Lesbiae

(1) Lugete, o Veneres Cupidinesque,
et quantum est hominum venustiorum:
(2) passer mortuus est meae puellae,
passer, deliciae meae puellae,
quem plus illa oculis suis amabat.
(3) Nam mellitus erat suamque norat
ipsam tam bene quam puella matrem,
nec sese a gremio illius movebat,
sed circumsiliens modo huc modo illuc
ad solam dominam usque pipiabat.
(4) Qui nunc it per iter tenebricosum
illuc, unde negant redire quemquam.
(5) At vobis male sit, malae tenebrae
Orci, quae omnia bella devoratis:
(6) tam bellum mihi passerem abstulistis
o factum male! o miselle passer!
(7) Tua nunc opera meae puellae
flendo turgiduli rubent ocelli.

Deutsch

(1) Trauert, o Venus und Cupido,
und alle ihr lieblicheren Menschen:
(2) Der Sperling meines Mädchens ist gestorben,
der Sperling, der Liebling meines Mädchens,
den jene mehr geliebt hat als ihre Augen.
(3) Denn er war honigsüß und
hatte jene so gut gekannt wie das Mädchen ihre Mutter;
er bewegte sich nicht von ihrem Schoß,
sondern sprang umher, bald hierhin, bald dorthin,
und er piepste in einem fort allein seine Herrin an.
(4) Dieser geht nun auf dem dunklen Weg dorthin,
von wo, wie es heißt, keiner zurückkehrt.
(5) Aber dir möge es schlecht gehen, böser,
düsterer Orkus, der du alle schönen Dinge verschlingst:
(6) Du hast mir so einen schönen Sperling genommen,
o welch ein Übel! O unglücklicher Sperling!
(7) Durch deine Arbeit sind jetzt die geschwollenen Äuglein
meines Mädchens durch das Weinen rot.