Carmen 17

Latein

(1) O Colonia, quae cupis ponte ludere longo,
et salire paratum habes, sed vereris inepta
crura ponticuli axulis stantis in redivivis,
ne supinus eat cavaque in palude recumbat:
sic tibi bonus ex tua pons libidine fiat,
in quo vel Salisubsali sacra suscipiantur,
munus hoc mihi maximi da, Colonia, risus.
(2) quendam municipem meum de tuo volo ponte
ire praecipitem in lutum per caputque pedesque,
verum totius ut lacus putidaeque paludis
lividissima maximeque est profunda vorago.
(3) insulsissimus est homo, nec sapit pueri instar
bimuli tremula patris dormientis in ulna.
(4) cui cum sit viridissimo nupta flore puella
et puella tenellulo delicatior haedo,
adservanda nigerrimis diligentius uuis,
ludere hanc sinit ut lubet, nec pili facit uni,
nec se subleuat ex sua parte, sed velut alnus
in fossa Liguri iacet suppernata securi,
tantundem omnia sentiens quam si nulla sit usquam;
talis iste meus stupor nil videt, nihil audit,
ipse qui sit, utrum sit an non sit, id quoque nescit.
(5) nunc eum volo de tuo ponte mittere pronum,
si pote stolidum repente excitare veternum,
et supinum animum in gravi derelinquere caeno,
ferream ut soleam tenaci in voragine mula. 

Deutsch

(1) O Stadt der Provinz, die du auf der langen Brücke zu spielen wünschst, und zu springen hast du dich vorbereitet, aber du fürchtest die unbrauchbaren Pfeiler des Brückchens, das auf schon gebrauchten Brettchen steht, du fürchtest, dass sie sich zurückbiegt und in den hohlen Sumpf herabsinkt: So wie dir nach deiner Begierde eine gute Brücke entstehen möge, auf der man sogar den heiligen Tanz der Salier auf sich nehmen kann, gewähre mir, Stadt der Provinz, dieses Geschenk des größten Lachens.

(2) Ich will, dass ein gewisser Mitbürger von mir von deiner Brücke kopfüber von Kopf bis Fuß in deinen Dreck wandert, allerdings wo der Abgrund des ganzen Sees und des modrigen Sumpfes am bläulichsten und am tiefsten ist.

(3) Er ist der geistloseste Mann und nicht so weise wie ein zweijähriger Junge, der in den zitternden Armen seines Vaters schläft. (4) Er hat ein Mädchen mit nach Hause genommen, mitten in der Blüte der Jugend, das verlockender ist, als ein zartes, kleines Lämmlein, das man noch mehr schützen muss, als die dunkelste Traube, er lässt sie spielen, wie es ihr beliebt, und er macht sich nichts daraus, erhebt sich nicht von seinem Bettteil, sondern liegt da wie eine von einem ligurischen Holzbeil niedergehauene Erle im ligurischen Graben, die alles eben soviel mitbekommt, wie wenn sie gar nicht da wäre; so sieht diese mein Dummkopf nichts und hört nichts, und wer er selbst ist, ob er existiert oder nicht, auch das weiß er nicht.

(5) Nun will ich ihn von deiner Brücke kopfüber hinabschicken, ob er es etwa vermag, die dumme Schlafsucht plötzlich herauszutreiben und das bequeme Gemüt im schweren Schlamm gänzlich aufzugeben wie ein Maultier die eiserne Fußfessel im festen Schlund.