De bello Gallico 1,40

Latein

(1) Haec cum animadvertisset, convocato consilio omniumque ordinum ad id consilium adhibitis centurionibus, vehementer eos incusavit:

(2) primum, quod aut quam in partem aut quo consilio ducerentur sibi quaerendum aut cogitandum putarent.

(3) Ariovistum se consule cupidissime populi Romani amicitiam adpetisse;

cur hunc tam temere quisquam ab officio discessurum iudicaret?

(4) Sibi quidem persuaderi cognitis suis postulatis atque aequitate condicionum perspecta eum neque suam neque populi Romani gratiam repudiaturum.

(5) Quod si furore atque amentia impulsum bellum intulisset, quid tandem vererentur?

(6) Aut cur de sua virtute aut de ipsius diligentia desperarent?

(7) Factum eius hostis periculum patrum nostrorum memoria Cimbris et Teutonis a C. Mario pulsis [cum non minorem laudem exercitus quam ipse imperator meritus videbatur];

factum etiam nuper in Italia servili tumultu, quos tamen aliquid usus ac disciplina, quam a nobis accepissent, sublevarint.

(8) Ex quo iudicari posse quantum haberet in se boni constantia, propterea quod quos aliquamdiu inermes sine causa timuissent hos postea armatos ac victores superassent.

(9) Denique hos esse eosdem Germanos quibuscum saepe numero Helvetii congressi non solum in suis sed etiam in illorum finibus plerumque superarint, qui tamen pares esse nostro exercitui non potuerint.

(10) Si quos adversum proelium et fuga Gallorum commoveret, hos, si quaererent, reperire posse diuturnitate belli defatigatis Gallis Ariovistum, cum multos menses castris se ac paludibus tenuisset neque sui potestatem fecisset, desperantes iam de pugna et dispersos subito adortum magis ratione et consilio quam virtute vicisse.

(11) Cui rationi contra homines barbaros atque imperitos locus fuisset, hac ne ipsum quidem sperare nostros exercitus capi posse.

(12) Qui suum timorem in rei frumentariae simulationem angustiasque itineris conferrent, facere arroganter, cum aut de officio imperatoris desperare aut praescribere viderentur.

(13) Haec sibi esse curae;

frumentum Sequanos, Leucos, Lingones subministrare, iamque esse in agris frumenta matura;

de itinere ipsos brevi tempore iudicaturos.

(14) Quod non fore dicto audientes neque signa laturi dicantur, nihil se ea re commoveri:

(15) scire enim, quibuscumque exercitus dicto audiens non fuerit, aut male re gesta fortunam defuisse aut aliquo facinore comperto avaritiam esse convictam. 

(16) Suam innocentiam perpetua vita, felicitatem Helvetiorum bello esse perspectam.

(17) Itaque se quod in longiorem diem conlaturus fuisset repraesentaturum et proxima nocte de quarta vigilia castra moturum, ut quam primum intellegere posset utrum apud eos pudor atque officium an timor plus valeret.

(18) Quod si praeterea nemo sequatur, tamen se cum sola decima legione iturum, de qua non dubitet, sibique eam praetoriam cohortem futuram.

(19) Huic legioni Caesar et indulserat praecipue et propter virtutem confidebat maxime.

Deutsch

(1) Als er (Caesar) dies wahrgenommen hatte, rief er eine Versammlung ein, zog die Zenturionen aller Ränge zu der Versammlung hinzu und tadelte sie stark:

(2) Zuerst, dass sie glaubten, danach fragen oder darüber nachdenken zu müssen, in welche Richtung oder in welcher Absicht sie geführt werden würden.

(3) Während seines Konsulats habe Ariovist sehr begierig die Freundschaft des römischen Volkes angestrebt;

warum glaube jemand, dass dieser so leichtsinnig von seiner Pflicht untreu werde?

(4) Er aber sei überzeugt, dass dieser, wenn er von seinen Forderungen erfahren habe und die Berechtigung seiner Bedingungen erkannt habe, weder seine Gunst noch die des römischen Volkes verschmähen werden.

(5) Wenn er aber, angetrieben durch Wut und Wahnsinn, Krieg anfinge, was hätten sie denn zu fürchten?

(6) Oder warum sie an ihrer Tapferkeit oder an seiner eigenen Sorgfalt zweifelten.

(7) Man habe sich mit diesem Feind zur Zeit unserer Väter gemessen, als die Kimbern und Teutonen von Gaius Marius geschlagen worden seien und das Heer sich offenbar nicht geringeren Ruhm als der Feldherr selbst erworben habe;

gemessen habe man sich neulich auch mit einem Aufstand der Sklaven in Italien, welche doch die Übung und Schulung, die sie von uns empfangen hatten, unterstützten.

(8) Daraus könne man beurteilen, wie viel Gutes Standhaftigkeit in sich habe, deswegen, weil sie diejenigen, die sie eine Zeitlang ohne Grund unbewaffnet gefürchtet hätten, später als Bewaffnete und als Sieger besiegt hätten.

(9) Schließlich seien dies dieselben Germanen, mit denen die Helvetier häufig gekämpft und welche sie nicht nur in ihrem eigenen, sondern auch im deren Gebiet meistens besiegt hätten, welche unserem Heer dennoch nicht gewachsen sein konnten.

(10) Wenn irgendwelche die unglückliche Schlacht und die Flucht der Gallier beunruhige, könnten diese, wenn sie nachforschten, erfahren, dass, als die Gallier durch die lange Dauer des Krieges erschöpft waren, Ariovist, nachdem er sich viele Monate im Lager und in Sümpfen aufgehalten habe und keine Gelegenheit gewährt habe, sich zum Kampf zu stellen, die, die schon nicht mehr mit einer Schlacht gerechnet und sich zerstreut hatten, plötzlich angegriffen habe und mehr durch Überlegung und Strategie als durch Tapferkeit gesiegt habe.

(11) Dass mit dieser Methode, die gegen wilde und unerfahrene Menschen angebracht gewesen sei, unsere Heere getäuscht werden könnten, hoffe nicht einmal er (Ariovist) selbst.

(12) Diejenigen, die ihre Furcht auf den Vorwand der Getreideversorgung und der Engstellen des Weges schieben würden, handelten anmaßend, weil sie entweder an dem Pflichtgefühl des Feldherrn zu zweifeln oder ihm Vorschriften zu machen schienen.

(13) Darum kümmere er sich;

Getreide würden die Sequaner, Leuker und Lingonen heranschaffen, und das Getreide auf den Feldern sei bereits reif;

über den Weg würden sie selbst in Kürze entscheiden.

(14) Wenn man von ihnen sage, dass sie der Anweisung nicht Folge leisten und nicht weiter marschieren würden, so werde er durch diesen Umstand überhaupt nicht beunruhigt:

(15) Denn er wisse, dass, bei wem auch immer ein Heer einer Anweisung nicht Folge geleistet habe, dieser entweder aufgrund eines erlittenen Misserfolges kein Glück mehr gehabt habe oder nach Bekanntwerden einer üblen Tat der Habsucht überführt worden sei.

(16) Seine Uneigennützigkeit sei in seinem ganzen Leben, sein Glück im Krieg mit den Helvetiern erkannt worden.

(17) Deshalb werde er das, was er auf einen späteren Termin habe verschieben wollen, sofort ausführen und in der nächsten Nacht um die vierte Nachtwache aufbrechen, damit er sobald wie möglich erkennen könne, ob bei ihnen Gewissenhaftigkeit und Pflichtgefühl oder Furcht stärker sei.

(18) Wenn ihm aber darüber hinaus niemand folge, werde er dennoch nur mit der zehnten Legion, an der er nicht zweifle, marschieren, und diese werde ihm seine Leibgarde sein.

(19) Diese Legion hatte Caesar besonders bevorzugt, und wegen ihrer Tapferkeit vertraute er ihr am meisten.