De bello Gallico 1,36

Latein

(1) Ad haec Ariovistus respondit:

ius esse belli ut qui vicissent iis quos vicissent quem ad modum vellent imperarent.

(2) Item populum Romanum victis non ad alterius praescriptum, sed ad suum arbitrium imperare consuesse.

(3) Si ipse populo Romano non praescriberet quem ad modum suo iure uteretur, non oportere se a populo Romano in suo iure impediri.

(4) Haeduos sibi, quoniam belli fortunam temptassent et armis congressi ac superati essent, stipendiarios esse factos.

(5) Magnam Caesarem iniuriam facere, qui suo adventu vectigalia sibi deteriora faceret.

(6) Haeduis se obsides redditurum non esse neque his neque eorum sociis iniuria bellum inlaturum, si in eo manerent quod convenisset stipendiumque quotannis penderent;

si id non fecissent, longe iis fraternum nomen populi Romani afuturum.

(7) Quod sibi Caesar denuntiaret se Haeduorum iniurias non neglecturum, neminem secum sine sua pernicie contendisse.

(8) Cum vellet, congrederetur:

intellecturum quid invicti Germani, exercitatissimi in armis, qui inter annos XIIII tectum non subissent, virtute possent.

Deutsch

(1) Ariovist antwortete darauf: Es ist das Recht des Krieges, dass die, welche gesiegt hätten, denen, die sie besiegt hätten, befehlen würden, auf welche Weise sie wollten.

(2) Ebenso sei das römische Volk es gewohnt, den Besiegten nicht nach der Vorschrift eines anderen, sondern nach eigenem Willen Befehle zu erteilen.

(3) Wenn er selbst dem römischen Volk nicht vorschreibe, auf welche Weise es sein Recht gebrauchen solle, so dürfe er auch vom römischen Volke in seinem Rechte nicht gehindert werden.

(4) Die Häduer seien ihm abgabepflichtig gemacht worden, weil sie ja das Glück des Krieges versucht und gekämpft hätten und besiegt worden seien.

(5) Caesar, der durch seine Ankunft die Steuern verringern würde, begehe eine große Ungerechtigkeit.

(6) Er werde den Häduern ihre Geiseln nicht wiedergeben, aber weder mit ihnen noch mit ihren Bundesgenossen ohne Grund Krieg anfangen, wenn sie bei dem blieben, was man abgemacht habe und jährlich die Steuern zahlen würden;

wenn sie dies nicht täten, werde ihnen der brüderliche Titel des römischen Volkes nichts nutzen.

(7) Dass Caesar ihm androhe, er werde die Ungerechtigkeiten gegenüber den Häduern nicht ungestraft lassen, so solle er wissen, dass noch niemand mit ihm ohne sein Verderben gekämpft habe.

(8) Wenn er es wolle, soll gekämpft werden:

Er werde erkennen, was unbesiegte Germanen, äußerst geübt in den Waffen, die 14 Jahre lang kein Dach über den Kopf gehabt hätten, mit Tapferkeit vermochten.