De bello Gallico 1,19

Latein

(1) Quibus rebus cognitis, cum ad has suspiciones certissimae res accederent, quod per fines Sequanorum Helvetios traduxisset, quod obsides inter eos dandos curasset, quod ea omnia non modo iniussu suo et civitatis sed etiam inscientibus ipsis fecisset, quod a magistratu Haeduorum accusaretur, satis esse causae arbitrabatur quare in eum aut ipse animadverteret aut civitatem animadvertere iuberet.

(2) His omnibus rebus unum repugnabat, quod Diviciaci fratris summum in populum Romanum studium, summum in se voluntatem, egregiam fidem, iustitiam, temperantiam cognoverat;

(3) nam ne eius supplicio Diviciaci animum offenderet verebatur.

(4) Itaque prius quam quicquam conaretur, Diviciacum ad se vocari iubet et, cotidianis interpretibus remotis, per C. Valerium Troucillum, principem Galliae provinciae, familiarem suum, cui summam omnium rerum fidem habebat, cum eo conloquitur;

(5) simul commonefacit quae ipso praesente in concilio (Gallorum) de Dumnorige sint dicta, et ostendit quae separatim quisque de eo apud se dixerit.

(6) Petit atque hortatur ut sine eius offensione animi vel ipse de eo causa cognita statuat vel civitatem statuere iubeat.

Deutsch

(1) Nachdem dies in Erfahrung gebracht worden war, da zu diesen
Verdachtsgründen die überaus sicheren Tatsachen hinzukamen, dass er die Helvetier durch das Land der Sequaner geführt hatte, dass er unter ihnen hatte Geiseln stellen lassen, dass er alle diese Dinge nicht nur ohne seinen Befehl oder den des Stammes, sondern sogar ohne ihr Wissen getan habe und dass er von dem Oberhaupte der Häduer beschuldigt werde, glaubte Caesar, es sei genügend Grund vorhanden, dass er gegen ihn entweder selbst einschreiten werde oder dem Stamme einzuschreiten befehle.

(2) All diesen Gründen stand nur das eine entgegen, dass er seines Bruders Diviciacus Ergebenheit dem römischen Volke gegenüber, als die höchste, seine ausgezeichnete Treue, Gerechtigkeit und Mäßigung kennengelernt hatte;

(3) denn er fürchtete, durch seine Hinrichtung Diviciacus zu kränken.

(4) Daher lässt er, bevor er etwas unternimmt, Diviciacus zu sich rufen, und nach Entfernung der alltäglichen Dolmetscher bespricht er sich mit ihm durch Vermittlung des Gajus Valerius Procillus, eines Fürsten der Provinz Gallien, eines guten Freundes von ihm, dem er in allen Dingen das höchste Vertrauen schenkte;

(5) zugleich erinnert er daran, was in seiner Gegenwart in der Versammlung der Gallier über Dumnorix gesagt worden ist, und offenbart, was jeder einzeln über ihn bei ihm gesagt hat.

(6) Er bittet und fordert ihn auf, dass er ohne eine Kränkung des Herzens entweder, nachdem der Fall aufgeklärt ist, selbst über ihn etwas beschließen dürfe oder befehlen dürfe, dass der Stamm etwas beschließe.