De bello Gallico 1,18

Latein

(1) Caesar hac oratione Lisci Dumnorigem, Diviciaci fratrem, designari sentiebat, sed, quod pluribus praesentibus eas res iactari nolebat, celeriter concilium dimittit, Liscum retinet.

(2) Quaerit ex solo ea quae in conventu dixerat.

(3) Dicit liberius atque audacius.

(4) Eadem secreto ab aliis quaerit; reperit esse vera:

(5) ipsum esse Dumnorigem, summa audacia, magna apud plebem propter liberalitatem gratia, cupidum rerum novarum.

(6) Complures annos portoria reliquaque omnia Haeduorum vectigalia parvo pretio redempta habere, propterea quod illo licente contra liceri audeat nemo.

(7) His rebus et suam rem familiarem auxisse et facultates ad largiendum magnas comparasse; magnum umerum equitatus suo sumptu semper alere et circum se habere,

(8) neque solum domi, sed etiam apud finitimas civitates largiter posse, atque huius potentiae causa matrem in Biturigibus homini illic nobilissimo ac potentissimo conlocasse;

(9) ipsum ex Helvetiis uxorem habere, sororum ex matre et propinquas suas nuptum in alias civitates conlocasse.

(10) Favere et cupere Helvetiis propter eam adfinitatem, odisse etiam suo nomine Caesarem et Romanos, quod eorum adventu potentia eius deminuta et Diviciacus frater in antiquum locum gratiae atque honoris sit restitutus.

(11) Si quid accidat Romanis, summam in spem per Helvetios regni obtinendi venire; imperio populi Romani non modo de regno, sed etiam de ea quam habeat gratia desperare.

(12) Reperiebat etiam in quaerendo Caesar, quod proelium equestre adversum paucis ante diebus esset factum, initium eius fugae factum a Dumnorige atque eius equitibus (nam equitatui, quem auxilio Caesari Haedui miserant, Dumnorix praeerat): eorum fuga reliquum esse equitatum perterritum.

Deutsch

(1) Caesar merkte, dass durch diese Rede des Liscus Dumnorix, der Bruder des Diviacus gemeint sei, aber, weil er nicht wollte, dass diese Angelegenheiten vor mehreren Zeugen erörtert würden, entlässt er schnell die Versammelten, den Liscus behält er zurück.

(2) Er befragt ihn unter vier Augen über das, was er in der Versammlung geäußert hatte.

(3) Er spricht freier und mutiger.

(4) Nach dem gleichen erkundigt sich Caesar im geheimen bei anderen; er erfährt, dass es wahr ist.

(5) Dumnorix selbst sei es, (ein Mann) von äußerster Kühnheit, von großer Beliebtheit beim Volke wegen seiner Freigiebigkeit und begierig nach Neuerungen.

(6) Mehrere Jahre lang habe er die Zölle und alle übrigen staatlichen Einkünfte der Häduer für einen geringen Preis gekauft, deswegen, weil, wenn er biete, niemand zu bieten wage.

(7) Dadurch (durch diese Sache) habe er sowohl sein persönliches Vermögen vergrößert als auch reiche Mittel zum Schenken erworben; eine große Zahl Reiterei unterhalte er immer auf eigene Kosten und habe sie um sich,

(8) und nicht nur in der Heimat, sondern auch bei den benachbarten Stämmen gelte er viel, und wegen dieses Einflusses habe er seine Mutter im Lande der Bituriger an einen äußerst vornehmen und mächtigen Mann untergebracht (verheiratet),

(9) er selbst habe eine Frau aus Helvetien und eine Schwester von
mütterlicher Seite sowie seine übrigen Verwandten in andere Stämme verheiratet.

(10) Wegen dieser Verwandschaft sei er den Helvetiern günstig gesinnt und gewogen, er hasse auch aus persönlichen Gründen Caesar und die Römer, weil durch ihre Ankunft seine Macht geschwächt und sein Bruder Diviciacus in seine alte Stellung von Gunst und Ansehen wieder eingesetzt worden sei.

(11) Wenn den Römern etwas widerfahre, so hätte er die größte Aussicht darauf, mit Hilfe der Helvetier die Herrschaft zu erlangen; unter der Herrschaft des römischen Volkes gebe er nicht nur die Hoffnung auf die Herrschaft auf, sondern auch auf die Behauptung des Einflusses, den er besitze.

(12) Caesar bekam auch bei der Untersuchung nach und nach heraus, dass bei dem unglücklichen Reitergefecht vor wenigen Tagen der Anfang der Flucht von Dumnorix und dessen Reitern gemacht worden sei - (denn die Reiterei, die die Häduer Caesar zu Hilfe geschickt hatten, stand unter dem Befehle des Dumnorix;)

durch deren Flucht sei die übrige Reiterei erschreckt (verwirrt) worden.